Wenn Menschen sich begegnen, die aus unterschiedlichen Welten kommen – und doch bereit sind, voneinander zu lernen – kann etwas Besonderes entstehen. Mein Aufenthalt in Togo, ermöglicht durch den Senior Experten Service (SES), führte mich an das Institut de Formation en Alternance pour le Développement (IFAD) in Elavagnon, Est. Mono. Es sollte ein gelebtes Beispiel für respektvoller, fruchtbringender Zusammenarbeit werden.
Ankommen – mehr als nur ein physischer Moment
Als ich in Lomé landete, glaubte ich mich vorbereitet: auf ein anderes Klima, andere Infrastruktur und auf meine Arbeitsaufgabe. Nicht vorbereitet war ich dagegen auf die Emotionen, die mich überkamen, wieder nach so langer Zeit - 20 Jahre seit meinem Einsatz in Malawi in einem LAnd in Afrika zu sein. Die Wärme des Willkommens stand der Wärme einer abendlichen tropischen Nacht in nichts nach.
Die Kollegen am IFAD begegneten mir von Anbeginn mit Offenheit, Neugier – und vor allem mit einem Gefühl von Augenhöhe. Es dauerte nicht lange, bis klar wurde: Ich bin hier nicht der "Experte aus Europa", der kommt, erklärt und wieder geht. Ich bin eingeladen, Teil eines Prozesses zu werden, der bereits lief – und gemeinsam weiterentwickelt werden sollte.
Zusammenarbeit als Dialog
Der Austausch mit den Kolleg*innen war geprägt von gegenseitigem Respekt. Nicht ich brachte "die Lösung" – sondern wir entwickelten gemeinsam Ideen: für die praxisorientierte Anwendung der Aquariengestaltung, der Garnelenaquakultur und der Aquaponik. Dazu gehörten praxisnahe Schulungsunterlagen, die durch die Mitarbeitenden weiter genutzt und weiterentwickelt werden können. Die Ausbilder*innen und Techniker*innen vor Ort brachten ihre Erfahrungen, ihr Verständnis der lokalen Realität und ihre Kreativität ein. Ich hatte die schöne Aufgabe zwischen den fachlichen PErspektiven zu vermitteln und meine fachliche Perspektive auf der Basis methodischen Ansätzen und aus Impulsen meiner Berufspraxis zur Verfügung stellen zu dürfen.In jedem Gespräch, bei jedem Arbeitsschritt war spürbar: Wir gestalten gemeinsam - auch wenn es dadurch mal etwas länger dauerte den gemeinsamen Konsenz herzustellen. Doch daraus wächst Vertrauen – die Grundlage jeder nachhaltigen Veränderung.
Lernen ist keine Einbahnstraße
Einer der für mich kostbaren Aspekte meines Einsatzes war das gegenseitige Lernen. Ich konnte mein Wissen einbringen und ich habe mindestens ebenso viel zurückbekommen. Ich konnte mich wieder daran erinnern, wie man mit wenigen Mitteln Wirkung erzielen kann. Ich hatte die Chance Mei Leben in Deitschland wieder von "außen" zu betrachten und durfte mich daran erinnern welche Fragen wirklich zählen, wenn Ressourcen knapp sind. Und es beeindruckt mich zutiefst wie viel Kraft und Optimismus in einem Team steckt, das gemeinsame Ziele verfolgt.
Was bleibt, was wird
Mein Aufenthalt in Togo war keine "Hilfsmission". Es war eine Kooperation, getragen von Wertschätzung, gegenseitigem Vertrauen und dem gemeinsamen Wunsch, berufliche Bildung in Togo zukunftsfähig zu gestalten. Die entwickelten Ansätze, Konzepte und Materialien bleiben nun am IFAD. Aber was wirklich trägt sind die menschlichen Beziehungen zu den Kollege*innen. Beziehungen, die über Kulturen und Kontinente hinweg Gemeinsamkeiten und Unterschiede offenbaren: Das zu akzeptieren, fruchtbringend einzusetzen und in Vielfalt zu leben ist nicht nur möglich, sondern ist der Schlüssel für eine nachhaltige Entwicklung.
Ich bin sehr dankbar, Teil dieses Prozesses, dieser Entwicklung zu sein.