Entwicklungspolitische Bildung, Beratung und Globales Lernen

 

Bewertung: 4 / 5

Stern aktivStern aktivStern aktivStern aktivStern inaktiv
 

In Texten auf Webseiten des Globalen Lernens erwarten Leser und Leserinnen auf eine gendergerechte und diskriminierungsfreie Sprache zu treffen. In dieser kleinen Artikelserie möchte ich über meine  Erfahrungen bei der geschlechtergerechten Überarbeitung meiner Webseitentexte berichten. Anhand von Beispielen erkläre ich, welche Auswirkungen eine geschlechtergerechte Sprache auf die SEO Ergebnisse hat und welche Schlüsse ich daraus für mich gezogen habe.

Vor einem Jahr nahm ich am Aufbauseminar Globales Lernen des Programms „Bildung trifft Entwicklung“ teil. Zum Abschluss des Seminars baten uns die Moderatorinnen, eine Postkarte an uns selbst mit einer Idee zu schreiben, die wir in den nächsten Wochen umsetzen möchten. Ich nahm mir vor, meine Webseite auf eine gendergerechte Sprache zu untersuchen und die Texte in eine geschlechtergerechte Sprache zu überführen.

Was bedeutet gendergerechte Sprache?

Ich verwende die Begriffe geschlechtergerecht, gendergerecht und gendersensibel synonym. Eine gendergerechte Sprache verwendet Sprache in einer Weise, dass aus dem jeweiligen Text klar hervorgeht, wer gemeint ist (Eindeutigkeit). Die sprachlichen Formen einer gendergerechten Sprache repräsentieren alle Geschlechter adäquat und der Leser oder die Leserin fühlen sich angesprochen (Repräsentation). Die Sprache setzt Formen ein, die nicht diskriminierend sind (Anti-Diskriminierung).

Welche Ergebnisse liefert Google beim Verwenden gendergerechter Sprache?

Bevor ich Änderungen durchführe, interessiert mich natürlich, welchen Effekt die Änderungen auf meine Suchergebnisse haben. Google ist mit einem Marktanteil von über 90 % die wichtigste Suchmaschine. Deshalb fließen ausschließlich Google's Ergebnisse in diesen Beitrag ein. Um abzuschätzen, welche Wirkung der Einsatz einer geschlechtergerechten Sprache hat, habe ich einige Tests durchgeführt. Ich habe mir die Begriffe Mitarbeiter, Referent, Schüler und Lehrer genommen und habe diese Begriffe in eine gendergerechte Sprache überführt. Dann habe ich die Begriffe in der Google-Suche und Google’s Keyword-Planer verwendet und die Ergebnisse ausgewertet. Die Ergebnisse der Abfragen am 24.09.2016 sind in den folgenden Tabellen zusammengefasst.

Suchwort Mitarbeiter… Referent… Schüler… Lehrer…
- 93.500.000 16.700.000 49.300.000 48.100.000
…/innen 29.900.000 2.110.000 23.200.000 3.380.000
…Innen 8.660.000 706.000 12.000.000 4.100.000
…innen 8.660.000 706.000 12.000.000 4.100.000
…/in 7.600.000 2.350.000 3.490.000 22.500.000
…in 7.430.000 2.610.000 7.920.000 13.000.000
…In 7.430.000 2.610.000 7.920.000 13.000.000
…_innen 118.000 33.000 177.000 53.200
…_in 20.700 2.630.000 5.090.000 13.400.000

Ergebnisse der Google Abfrage – „ungefähre Anzahl Ergebnisse“ am 24.09.2016

 

Suchwort Mitarbeiter Referent… Schüler… Lehrer…
- 12.100 8.100 6.600 18.100
…/innen -   -  
…Innen -   -  
…innen 2.900 - 1.600 1.600
…/in -   -  
…in 1.000 1.900 1.600 8.100
…In -   -  
…_innen -   -  
…_in -   -  

Ergebnisse der Abfragen im Google’s Keyword-Planer - Durchschnittl. Suchanfragen pro Monat - am 24.09.2016

Sowohl in der Google-Suche als auch im Keyword-Planer ändert Google die geschlechtergerechten Sprachformen in die feminine Sprachform. Beispielsweise erzielt das Wort „Mitarbeiterin“ genauso viele Treffer wie das Wort „MitarbeiterIn“. Die Abfragen zeigen bei allen verwendeten Worten sowohl bei der Endung „..In“ als auch bei der Endung „…Innen“ die gleichen Ergebnisse. Auffällig ist ebenfalls, dass die Ergebnisse für den jeweiligen Ausgangsbegriff, wie beispielsweise „Mitarbeiter“, „Referent“ etc. um ein mehrfaches höhere Ergebnisse erzeugen als die gendergerechten Varianten der Suchbegriffe. So liegen die Ergebnisse bei den Begriffen „Schüler“, „Mitarbeiter“, „Lehrer“ im Vergleich zu den nächst kleineren Ergebnissen einer gendergerechten Form etwa doppelt so hoch. Die Ergebnisse aus dem Begriff „Referent“ zur nächst kleineren gendergerechten Form unterscheiden sich um fast das 8-fache. Der Keyword-Planer liefert nur für die Ausgangsform und die geschlechtergerechten Formen „…innen“ und „…in“ Ergebnisse. Für alle anderen Formen werden keine Ergebnisse angezeigt. Während der Begriff „Mitarbeiter“ mit etwa 12.000 Suchanfragen pro Monat hat, ergeben die weiblichen Formen „innen“ (2.900) und „in“ (1.000) wesentlich weniger Suchaufkommen pro Monat.

Erste Schlussfolgerungen zur geschlechtergerechten Sprache auf Webseiten

Google scheint bei der Suche und im Keyword-Planer gendergerechte Sprache nicht gendergerecht zu interpretieren. Google macht aus den geschlechtergerechten Formen die weibliche Form. Sowohl aus den Suchergebnissen als auch aus den Ergebnissen des Keyword-Planers können keine Rückschlüsse über die suchmaschinengeeignetsten gendergerechte Sprachformen geschlossen werden. Als sprachliche Optionen bleibt lediglich das Verwenden der männlichen oder der weiblichen Form. Die weiblichen Formen haben sowohl in der Google-Suche als auch im Keyword-Planer ein etwa 3-4-fach kleineres Suchaufkommen als die männlichen Sprachformen. Nutzer suchen offensichtlich häufiger nach den männlichen Sprachformen und Webseitenbetreiber verwenden auf ihren Seiten eher die männlichen Sprachformen der verwendeten Begriffe. Während ich mich in diesem Beitrag mit sichtbargemachten gendergerechten Sprachformen beschäftigt habe, möchte ich mich in einem nächsten Beitrag mit den neutralisierten gendergerechten Sprachformen beschäftigen. In einem dritten Beitrag werde ich dann aus den Ergebnissen meine Schlussfolgerungen für die eigene Webseitengestaltung ziehen.

Achja! ...und dann habe ich noch bei Google angefragt, wie sie das so mit der gendergerechten Sprache bei der Suche und im Keyword-Planer sehen und ob es Empfehlungen für Nutzer gibt, die eine geschlechtergerechte Sprache auf ihren Webseiten nutzen möchten.

Ich halte Euch auf dem Laufenden. Bleibt gespannt!